Ökumenischen Jugendgottesdienst 2020 an der Weidenkapelle Schopflohe
von Christian Wüst
Regen prasselt gegen die Scheibe. Das Zimmer erscheint ungewöhnlich gemütlich und der Blick hinauf in den Himmel lässt graue Wolken hinter unzähligen Wassertröpfchen vermuten. Plötzlich zuckt ein Blitz durch den Himmel und trennt die graue Wand entlang der gezackten, leuchtenden Linie in zwei dunkle Hälften. Ein wunderschönes Schauspiel, nur heute etwas ungünstig gelegen. Der Donnerschlag, der sofort darauf ertönt, poltert lange nach und klingt laut in den Ohren. Wir befinden uns also im Epizentrum des Gewitters. In nicht mal zwei Stunden geht es los mit unserem ökumenischen Gottesdienst an der Weidenkapelle, doch aktuell sieht es eher nach „ins Wasser gefallen“ aus. In der Gruppe trudeln langsam die ersten skeptischen Nachrichten ein. Aber optimistisch bleiben. Den Aufbau verschieben wir eine halbe Stunde nach hinten und suchen nach einer Alternative, falls es so bleiben sollte. Doch dann reißt der Himmel auf und ein starker Wind fegt die Wolken über den Himmel. Es regnet noch, doch der Sturm zieht weiter. Nun etwas positiver gestimmt, entschließen wir, es zu versuchen. Als die ersten Autos an der Kapelle eintreffen, ist der Himmel strahlend blau und die Sonne bringt das Wasser aus den Wiesen und Feldern dampfend zum Vorschein. Die Stimmung ist fast ausgelassen, schließlich fand die ganze Vorbereitung über Videokonferenzen statt und jetzt, da das Wetter mitzuspielen scheint, macht der Aufbau richtig Spaß. Kurz vor Beginn ist es dann noch leicht chaotisch, weil noch Rollen und Fürbitten verteilt werden müssen und sich alle etwas unvorbereitet fühlen, aber hey, es ist schließlich eine Landjugendveranstaltung. Viele von ELJ (Evangelische Landjugend), EJ (Evangelische Gemeindejugend) und KLJB (Katholische Landjugendbewegung) sehen sich heute zum ersten Mal live. Als alle ihre Aufgaben haben, besetzen wir unsere Plätze und geben der Kapelle den letzten Feinschliff. Die ersten Gäste sind erstaunlich früh da und wie sich herausstellt, sind sie aus dem naheliegenden Dorf heraufgewandert. Ganz ohne Hygienekonzept geht es natürlich nicht und so muss sich jede*r Besucher*in in Listen eintragen. Wir haben Flaschen mit Blumen darin aufgestellt, um die sich die Gäste versammeln können und so alle Abstandsregeln automatisch einhalten. Die Erleichterung in den Gesichtern ist spürbar, als die Masken fallen, sobald die Plätze erreicht sind. Sogar Singen ist durch die Distanz erlaubt. Als die letzte Familie sitzt, beginnt die Messe. Inzwischen ist es angenehm warm und die letzten Sonnenstrahlen tauchen alles in orangenes Licht. Nach Begrüßung durch die Vorsitzenden und ein, zwei Liedern startet ein kleines Anspiel, in dem es um gute und schlechte Plätze geht. Es geht um den Unterschied von Plätzen auf Erden und Plätze im Himmel, warum auf der Erde so große Differenzen herrschen und vor Gott alle gleich sind. Die Fürbitten schließen sich an und die Predigt. Hier wird das mit den Positionen vertieft, ein kleines Theaterstück erklärt humorvoll, dass nicht einmal der menschliche Körper einig mit sich selbst ist und die verschiedenen Organe zwar alle ihre Daseinsberechtigung an ihrem Ort haben, aber untereinander nicht unbedingt die gleiche Meinung haben müssen. Logischerweise lässt sich das auch auf Himmel und Erde übertragen. Danach folgt eine Erklärung der beiden Pfarrer, nun sollten es alle verstanden haben. Einige Lieder und Gebete später endet der Gottesdienst. Man merkt, wie gut es den Leuten getan hat, wieder rauszukommen. Auch die Abendmesse hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Es wird viel geplaudert und die ersten spazieren nach Hause, während aus dem Rieskessel und an den Gewässern Nebelschwaden heraufsteigen. Der Abbau geht Hand in Hand. Sehr zufrieden und gut gelaunt verabschieden auch wir uns in dem Wissen, dass es wieder los geht.